Als Geschäftsführerin in der Tirol Werbung hast du die Verantwortung für über 80 Mitarbeiter:innen. Wo liegen da die Herausforderungen?
Die liegen nicht in der Fülle der Leute, sondern an den unterschiedlichen Wertigkeiten. Früher habe ich das vielleicht nicht so wahrgenommen, aber es ist ein großer Unterschied ob ein Mitarbeiter 50 Jahre alt ist oder noch ganz jung. Da gibt es unterschiedliche Erwartungshaltungen und Werte – wie wird man denen allen gerecht? Das Schöne an der Größe der Tirol Werbung ist aber, dass man jeden noch persönlich kennen kann.
Was macht für dich eine gute Führungskraft aus?
Wichtig ist auf der einen Seite das Selbstmanagement, das wird oft unterschätzt. Wie bereite ich mich selbst energetisch (nicht inhaltlich) auf den Tag oder ein wichtiges Meeting vor, wie gehe ich mit Emotionen um, wann erkenne ich, dass ich nur etwas interpretiere oder projiziere und es keine Tatsache ist? Wann geht es in einer Diskussion um Recht haben und wann um die Sache? Auf der anderen Seite die Tools an der Hand zu haben, um mit gewissen Dingen richtig umzugehen. Wichtig ist auch, nicht zu sehr ins Micromanagement zu gehen. Ich neige selbst oft dazu, mitarbeiten zu wollen, wenn ich Ideen habe. Auf der operativen Ebene ist es halt manchmal schöner, da kann man Hand anlegen. Und als Führungskraft muss man auch akzeptieren, dass Dinge anders gemacht werden, als man sie selbst gemacht hätte. Und zu guter Letzt hat eine Führungskraft immer eine Vorbildfunktion.
Wie gehst du mit Druck um?
Der gehört zum Job dazu. In der Tirol Werbung ist zwar der Druck, auf Zahlen zu performen, nicht so gegeben. Dafür gibt es einen medialen Druck. Da hilft mir eine gewisse Gelassenheit. Ich gehe eigentlich sehr gut mit Druck um. Ich nehme mich selbst nicht zu wichtig und trenne die Sachlage von der Person. Der Beruf ist nicht meine Identität. Und ich suche mir Ruhephasen.
Wo ist denn dein Kraftplatz, wo du am besten abschalten kannst?
Ich schalte super zuhause ab, weil es dort extrem ruhig ist. Ich genieße es, wenn ich niemanden treffe, keine Termine habe und nirgends auf die Minute genau sein muss. Mein Kraftplatz ist auch überall in der Natur, wo wenig Leute sind.
Wie definierst du Mut?
Man macht etwas, was nicht gerade der Norm entspricht und von dem man nicht genau weiß, wie es ausgeht. Bei Mut ist immer eine Portion Unsicherheit dabei.
Würdest du dich selbst als mutig bezeichnen?
Beruflich eigentlich schon und auch privat. Ich bin ständig umgezogen. Als ich nach Australien gezogen bin, hatte ich sogar die Möglichkeit, zuvor rüberzufliegen und mir alles anzusehen. Ich habe aber abgelehnt und bin einfach mit einem Mehrjahresvertrag hingezogen. Ich habe mich immer auf neue Dinge eingelassen – auch mit der Entscheidung für diesen Job. Ich habe jedoch alle wichtigen Lebensveränderungen bewusst gemacht.
Vom Mut kommen wir zu einem anderen Begriff. Du hast davor von Kreativität gesprochen. Was macht denn für dich eine gute Idee aus?
Eine gute Idee kommt immer wieder, die vergesse ich nicht sofort. Mein Bauchgefühl sagt mir dann, wenn die Zeit reif dafür ist. Eine gute Idee muss nicht immer total neu sein, aber stimmig zur aktuellen Situation und Begebenheiten. Und sie muss realisierbar sein.
Verlässt du dich generell auf dein Bauchgefühl?
Bei großen Sachen schon. Ich bin eigentlich ein Kopfmensch und sehr analytisch. Aber wenn es um wichtige Dinge geht wie einen Job- oder Wohnungswechsel, dann befrage ich mein Bauchgefühl.
Wohin wolltest du schon immer mal verreisen?
Ich habe das Glück, dass ich schon sehr viel gesehen habe, darum habe ich gar nicht das große Bedürfnis noch viel mehr zu entdecken. Es gibt aber in Tirol einen Ort, an dem ich noch nie war, und das ist das Tannheimer Tal. Die wunderschönen Wellnesshotels möchte ich auch mal selbst gesehen haben. Wo ich international noch einmal hinmöchte ist Kapstadt. Bhutan würde mich auch interessieren, ich will wissen, warum da alle so glücklich sind (lacht).
Was steht sonst noch auf deiner To-Do-List?
Die hat eigentlich kein Ende, das ist ein dauernder Prozess. Ich möchte meine geistige Entwicklung in diesem Leben so weit wie möglich vorantreiben, das ist das Wichtigste im Leben eines Buddhisten.
Gut und zum Abschluss noch eine ganz andere Frage: Was ist dein Lieblingsessen, dem du nicht widerstehen kannst?
Die selbstgemachten Schlutzkrapfen meiner Mutter. Und thailändisches Essen, wenn es authentisch gekocht ist.
02.11.2022