Welche besonderen Angebote oder Programme bietet das AUDIOVERSUM Innsbruck an, um kulturelle Aspekte für Tourist:innen erlebbar zu machen?
Julia Sparber-Ablinger: Unsere Ausrichtung auf alle Generationen ist ein wichtiger touristischer Aspekt. Zusätzlich haben wir ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal: Wir sind das einzige akustische Museum in ganz Europa. Man lernt bei uns, wie Hören funktioniert und wird auf unterhaltsame Art und Weise über die physikalischen, medizinischen und kulturellen Aspekte des Hörens informiert. Das gibt es sonst nirgends. Wir bieten Kultur für die gesamte Familie, zeigen interaktive Ausstellungen für Kinder, aber auch Inhalte für Erwachsene und Senior:innen, um bewusst zu machen, wie wichtig das Hören ist und wie man damit umgeht, wenn man nicht mehr so gut hören kann. Auf 1.500 Quadratmetern gibt es viel zu erleben, für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Welche Rolle spielen Partnerschaften und Kooperationen für das AUDIOVERSUM?
Julia Sparber-Ablinger: Wir haben vielfältige Partnerschaften und Kooperationen. So erhalten wir Leihgaben von den Landesmuseen. Wir arbeiten mit Science Center in ganz Österreich zusammen und kooperieren mit der heimischen Wirtschaft. Alle Sonderausstellungen werden von regionalen Betrieben aufgebaut. Auch ein Tiroler Architekturbüro und ansässige Agenturen unterstützen uns. Es ist meiner Meinung nach wichtig, lokal gut verankert zu sein, denn das stärkt die Identifikation mit dem Haus, wenn man mitgearbeitet hat oder jemanden kennt, der bei Ausstellungen beteiligt war. Das stärkt die Bindung zur Region. Zudem geben wir heimischen Künstler:innen eine Plattform und realisieren Ausstellungen als Kombination aus Kunst und Sound. Das ist ein kreatives Novum, das im AUDIOVERSUM professionell umgesetzt wird.
Welche konkreten Maßnahmen oder Initiativen zur Vernetzung mit dem Tourismus haben sich als besonders erfolgreich erwiesen und warum?
Julia Sparber-Ablinger: Wir sind bei allen Kartenverbünden dabei, wie der Innsbruck Card, ErlebnisCard Tirol, Welcome Card und dem Freizeitticket. Diese Maßnahme ist sehr wichtig, weil Tourist:innen es schätzen, mit einer Karte alle Tickets integriert zu haben. Wir sind in Tourismus-Magazinen vertreten, auf den relevanten Websites präsent, werben großflächig in der Stadt und haben unsere Folder in allen Tourismusbüros aufliegen. Zudem gibt es repräsentative Kurzfilme über das AUDIOVERSUM. Unser Ziel ist es, auf einer Videowall an öffentlichkeitsstarken Punkten wie der Tourismus Information präsent zu sein, um als kultureller Ankerpunkt wahrgenommen zu werden. Wir bieten Führungen und betreute Kinderprogramme an, die natürlich auch Gäste nützen. Zudem setzen wir bei der Aufbereitung der Inhalte immer auf Mehrsprachigkeit, um für möglichst viele internationale Tourist:innen attraktiv zu sein.
Wie misst das AUDIOVERSUM den Erfolg der Maßnahmen, touristisches Publikum anzusprechen?
Julia Sparber-Ablinger: Wir führen Umfragen auf Survey-Stationen im Haus durch, bei denen die Besucher:innen angeben können, wie sie auf uns aufmerksam geworden sind. Beim Eintritt fragen wir auch immer nach der Postleitzahl, wobei die meisten Gäste aus Deutschland, Österreich und Italien kommen, gefolgt von der Schweiz und den Niederlanden. Wir berücksichtigen das Feedback der Besucher:innen, wie beispielsweise den Wunsch nach mehr Sitzmöglichkeiten, auf den wir mit mehr Möbel, kombiniert mit Snack- und Kaffeeautomaten, reagiert haben.
Inwiefern profitiert der Tourismus von der Zusammenarbeit mit dem AUDIOVERSUM und andersrum?
Julia Sparber-Ablinger: Wir profitieren von der Öffentlichkeitsarbeit, indem wir auf den Plattformen als wichtige Kultur-Institution genannt werden. Wir besetzen tirolweit das Thema Audio, im Zuge dessen ergeben sich immer wieder neue Kooperationen. Im Rahmen des Christkindlmarktes etwa haben wir für die Märchengasse in Innsbruck bekannte Märchen umgeschrieben und neu vertont. Dieses Jahr kommt die Riesengasse dazu. Solche kulturellen Erlebnisse sind für den Tourismus wichtig. Wir nützen auch die Mobilität von Audioformaten: Mit einer eigenen Podcast-Reihe hinterlassen wir einen nachhaltigen Eindruck – die Tourist:innen hören zu Hause die Inhalte nach und erinnern sich somit länger an ihren Besuch in Tirol.
Wie sieht die Zukunft der Zusammenarbeit zwischen Kultur und Tourismus für das AUDIOVERSUM Innsbruck aus?
Julia Sparber-Ablinger: Wir würden gerne mehr Content produzieren, von dem auch der heimische Tourismus profitieren kann. Wünschenswert wären demnach inhaltliche Kooperationen. Eine Idee ist, eine App über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Innsbruck ins Leben zu rufen, für die wir den Audiobeitrag liefern und gleichzeitig auf das akustische Museum in Innsbruck aufmerksam machen können. Man könnte auch an markanten Plätzen in Tirol eine Art akustische Zeitreise initiieren – ein Vorbild dafür ist die Klangwelt am Wiener Heldenplatz, bei der mittels Augmented Reality ein Hörerlebnis kreiert wurde. Wir möchten mehr Content aus dem akustischen Museum herausholen und Tourist:innen auf diesem Weg darauf aufmerksam machen, dass die ganze Familie eine spannende Zeit im Audioversum verbringen kann. Besonders aber wollen wir das Sinnesorgan Ohr kommunizieren und Bewusstseinsarbeit leisten, wie großartig die Welt ist, wenn wir genau zuhören.
Was für die Zukunft essenziell sein wird: Kultur und Tourismus sollten sich aus meiner Sicht nicht scheuen, mit Firmen zu kooperieren. Die Wechselwirkung zwischen Kultur und heimischer Wirtschaft ist wichtig und kann prägend sein, solange kein Verkaufsziel im Vordergrund steht. Deshalb ist es meiner Meinung nach sinnvoll, Kooperationen mit der Wirtschaft zu fördern und verstärkt zu integrieren. Das Unternehmen MED-EL übernimmt mit der Finanzierung des AUDIOVERSUM einen öffentlichen Bildungsauftrag, von dem auch der Tourismus enorm profitiert. Also insgesamt eine gelungene Vernetzung aus Kultur, Tourismus und Wirtschaft.
Julia Sparber-Ablinger, seit 2019 Head of AUDIOVERSUM